Nationaler Qualitätskongress Gesundheit
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Prof. Dr. Christian Karagiannidis

Prof. Dr. Christian Karagiannidis

Präsident, Deutsche Gesellschaft für Internistische Intensivmedizin, Mitglied der Krankenhauszukunftskommission, Köln



Drei Fragen an Prof. Dr. Christian Karagiannidis
 

Wann werden wir in Deutschland eine Krankenhausreform bekommen und welche Vorteile gegenüber dem Status quo wird sie bringen?

Ich bin optimistisch, dass wir in Deutschland bis Ende des Jahres eine kompromissfähige Krankenhausreform auf den Weg bringen werden. Ganz wichtig erscheint mir die Zentralisierung komplexer medizinischer Leistungen, die Definition einheitlicher Mindeststrukturqualitäten in den entsprechenden Leistungsgruppen und der Fokus auf eine Verbesserung der Qualität. Die Einführung der Vorhaltevergütung kann bei guter Definition der Mindeststrukturqualität der Leistungsgruppen den übermäßigen Anreiz nehmen, eine Vielzahl von Fällen stationär zu behandeln. Sind die Strukturvoraussetzungen aber zu schwach, droht uns ein Ärzteabbauprogramm und ein System, das dem jetzigen hinterherhinken könnte.


Das zentrale Versprechen ist die Verbesserung der Qualität. Was hat der Patient von der Reform?

Der Patient hat in erster Linie etwas von der Reform, wenn sich die Qualität wirklich verbessert. Als Beispiel sei auf die vielfältigen Analysen bei Krebs hingewiesen, dass Sterblichkeit und Langzeitüberleben in Zentren deutlich besser ist als in Kliniken, die nur vereinzelt Tumorerkrankte behandeln. Dies wäre ein entscheidender Schritt in der Verringerung von Komplikationen, Verbesserung der Mortalität und letzten Endes auch der Lebensqualität. Weiterhin erscheint mir das geplante Transparenzportal extrem wichtig, da sich Patienten zumindest über die Strukturqualität sehr genau informieren können. Es ist internationaler Standard, dass Patienten große Distanzen zurücklegen, um optimal behandelt zu werden. Beispiele wie Geburtshilfe nur mit Neonatologie in Finnland, Behandlung bestimmter Krebserkrankungen nur in ausgewählten Kliniken in der Schweiz usw. sind internationaler Standard und haben sich sehr bewährt. Qualität muss vor Nähe gehen, die Notfallversorgung durch den Rettungsdienst zusammen mit den Kliniken der Notfallstufe I-III in Netzwerken sichergestellt sein.


Was kann die Krankenhausreform von NRW lernen?

Die Krankenhausreform in NRW beschreitet klar den richtigen Weg hin zu einer Zentralisierung bestimmter Leistungen. Es wird in meinen Augen aber immer wieder übersehen, dass das NRW-Modell ein Modell der Planung ist, welches in groben Zügen und auch mit Verhandlungen funktioniert, damit aber nicht auf ein Vergütungssystem übertragbar ist. In einem Vergütungssystem muss jeder Fall genau zugeordnet werden, da den Kliniken sonst erhebliche Nachteile entstehen. Dies ist im Übrigen eine rein technische und nicht politische Frage. Die Fixierung auf deutlich weniger Leistungsgruppen als von der Regierungskommission vorgeschlagen wird zwangsläufig erhebliche Nachteile für bestimmte Teilgebiete der Medizin mit sich bringen. Es steht zu erwarten, dass nur die Teilbereiche, die auch in den Leistungsgruppen abgebildet sind, dauerhaft als stationäres Fach überleben werden.
 

17. Nationaler Qualitätskongress Gesundheit
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