Ambulantisierung, Prävention und qualitätsorientierte Krankenhausvergütung als Säulen einer nachhaltigen Krankenhausreform
16. Nationaler Qualitätskongress Gesundheit
Auf dem 16. Nationalen Qualitätskongress Gesundheit in Berlin diskutierten Vertreterinnen und Vertreter der Krankenkassen und der Krankenhäuser zentrale Aspekte der Krankenhausreform in Deutschland. Prof. Dr. Christian Karagiannidis, Mitglied der von Gesundheitsminister Karl Lauterbach eingesetzten Krankenhauszukunftskommission, skizierte die wesentlichen Trends und Herausforderungen.
Die deutschen Krankenhäuser stünden vor einer massiven Belastungssituation angesichts des demografischen Wandels. Der sich verschärfende Personal- und Fachkräftemangel erfordere tiefgreifende Strukturveränderungen.
Dazu gehören vor allem die Ambulantisierung. Im Rahmen der anstehenden Krankenhausreform sollten folgende Chancen ergriffen werden: Die Umwandlung kleinerer Kliniken in regionale Gesundheitszentren und die Zentrierung komplexer Leistungen auf Häuser der Notfallstufen 2 und 3 sollten umgesetzt werden. Karagiannidis plädierte für die Einführung eines Stabilitätsmonitorings, um die Gefahr der „System-Instabilität“ zu verhindern.
Dr. Gerald Gaß, Vorsitzender der Deutschen Krankenhausgesellschaft, machte sich ebenfalls für Strukturreformen stark. Die Krankenhäuser seien zu mehr Ambulantisierung bereit, müssten dazu aber auch befähigt werden. Dazu gehöre eine bessere Krankenhausvergütung, wie sie die Krankenhauszukunftskommission in ihrer Empfehlung vor Weihnachten voraussichtlich fordern wird. Zusätzlich forderte Gaß eine Bund-Länder-Konferenz und ein gemeinsames Zielbild für Veränderungen.
Für Ulrike Elsner, Vorsitzende des Verbands der Ersatzkassen (vdek), ist der politische Mut zu vorausschauender Planung Voraussetzung eines solchen Zielbildes. Dabei müssten die Faktoren Qualität und Bedarfsplanung im Zentrum stehen, um echte Strukturreformen der Gesundheitsversorgung zu erreichen. Allein mehr Geld ins System zu pumpen, werde nicht reichen. Darin war sie sich mit Prof. Karagiannidis einig.
Johannes Danckert. Vorsitzender der Geschäftsführung von Vivantes, dem größten kommunalen Krankenhauskonzern Deutschlands, machte deutlich, dass Herausforderungen des Personalmangels allein durch Ambulantisierung nicht zu lösen seien. Man müsste Gesundheitsversorgung anders denken und machen. Es gebe zu viele Krankenhausbetten. Er machte am Beispiel des interoperablen Datenaustauschs zwischen Charité und Vivantes deutlich, dass Berlin bei der Digitalisierung weiter sei als der Bundesdurchschnitt.
Auch für Dr. Sabine Richard vom AOK-Bundesverband erfordert der demografische Wandel mit seiner Schieflage zwischen Beitragszahlerinnen und -zahlern und zu Versorgenden eine Neuausrichtung des Gesundheitssystems. Das Gesundheitssystem müsste stärker an der Qualität ausgerichtet werden. Als positives Vorbild nannte sie dabei die Neuausrichtung der Krankenhausplanung in NRW. Prävention sei zudem zentraler Faktor eines zukunftsfähigen Gesundheitssystems.
Einig waren sich die Teilenehmerinnen und Teilnehmer der Eröffnungsveranstaltung zur Krankenhausreform, dass die Perspektive für das Gesundheitspersonal ebenfalls erheblich verbessert werden müssten, um auch stille Reserven zu aktivieren.
Dr. Daniel Dettling, Geschäftsführer des Veranstalters Gesundheitsstadt Berlin, nannte als zentrale Säulen einer nachhaltigen Krankenhausreform „4P“: Patientenorientierung, Planungssicherheit, Personal und effiziente und digitale Prozesse.
16. Nationaler Qualitätskongress Gesundheit 24. und 25. November 2022 in Berlin
Sehr geehrte Damen und Herren,
am 24. und 25. November 2022 treffen sich namhafte Klinikmanager, Ärzte, Hygiene- und Pflegefachpersonen sowie Kassenvertreter und Gesundheitspolitiker beim 16. Nationalen Qualitätskongress Gesundheit.
Im Mittelpunkt des 16. Nationalen Qualitätskongresses Gesundheit steht die Umsetzung der Qualitätsagenda in der aktuellen Legislaturperiode. Zentrale Fragen sind: Ist die Krankenhausreform mit umfassender, ausreichender Fachexpertise gestartet? Wie gestaltet sich der Ordnungsrahmen für mehr Qualität? Was braucht eine nachhaltige Finanzierungsreform – brauchen wir ein KHZG 2.0? Wie gelingt die Konzentration bestimmter Leistungen mit hoher Qualität? Wie sichern wir Versorgungsqualität bei reduzierten stationären Kapazitäten? Wie können wir Leistungserbringung auch in Kliniken ambulantisieren? Wie können Kliniken sicher die Digitalisierung umsetzen? Wie wird die Dauerbaustelle Notfallversorgung lösbar? Wie können Krankenhausaufnahmen aus Pflegeheimen vermieden werden? Wie bewerten wir die Qualität nach und mit der Pandemie? Welche Bilanz ziehen wir aus dem Pflegeprogramm der Bundesregierung und wie gelingt und entwickelt sich pflegerische Qualität? Ist die Umsetzung verbindlicher Personalvorgaben für die Kliniken durchführbar und sind die Rahmenbedingungen im ambulanten und nachstationären Umfeld mit im Blick?
Gesetzte Themen sind des Weiteren: Neue Wege bei der Nutzung von Routinedaten, Hygieneerkenntnisse im ambulanten und stationären Bereich, Gestaltung der Intensivmedizin, mehr ambulante Behandlungen in Kliniken, Risikomanagement und Patientensicherheit, Intersektorale Qualitätssicherung sowie Personal und Führung. In über 20 Veranstaltungen erwarten wir ca. 120 hochkarätige Referenten.
Seien Sie mit dabei am 24. und 25. November 2022 in Berlin!