Sebastian Irps
Geschäftsführer, IMC clinicon GmbH, Berlin
Sebastian Irps ist seit 2010 Geschäftsführer des unabhängigen Beratungs- und Dienstleistungsunternehmens für Krankenhäuser, IMC clinicon GmbH. Er ist Mediziner und begann seine Laufbahn mit verschiedenen klinischen Tätigkeiten in der Chirurgie. Im Anschluss folgten wissenschaftlich Mitarbeit bei der DRG-Research-Group am Universitätsklinikum in Münster sowie die Leitung des Medizincontrollings der Sana Kliniken Berlin Brandenburg. Seine Arbeitsschwerpunkte bei IMC clinicon liegen im Bereich Medizincontrolling, Qualitätssicherung, strategischen Entwicklung von Krankenhäusern sowie Beratung von Kliniken bei der Leistungssteuerung, Optimierung von Dokumentation, Kodierung sowie Vorbereitung von Budgetverhandlungen.
Drei Fragen an Sebastian Irps
Die Diskussionen um die Krankenhausreform reißen nicht ab. Welche Reformvorschläge stellen für die Kliniken die größte Herausforderung dar?
Die größte Herausforderung stellt für die Kliniken derzeit die bestehende Unsicherheit dar, welche Leistungen sie künftig noch anbieten können. Zugleich greifen erste Veränderungsschritte. Dazu gehört die zunehmende Ambulantisierung, die mit einer ersten, wenn auch sehr geringfügigen Erweiterung des AOP-Kataloges, des Kataloges für ambulantes Operieren, stationsersetzender Eingriffe und Behandlungen, angelaufen ist. Auch die Einführung von Hybrid-DRG, also der sektorengleichen Vergütung für ausgewählte Leistungen, steht bevor. Nicht zu vergessen sind aber auch die anderen, weiterbestehenden Herausforderungen wie die angespannte Finanzsituation vieler Krankenhäuser, der Personalmangel, die Inflation und weiterhin die Folgen der Corona-Pandemie.
Viele Reformschritte sind derzeit im Detail noch unklar. Was bedeutet dies für die Kliniken?
Es ist nicht überraschend, dass eine derart groß angelegte Reform der Krankenhauslandschaft mit Diskussionen einhergeht, die sich zeitlich ziehen. Aber genau das erzeugt bei den Kliniken die größten Probleme, denn sie können derzeit kaum sinnvoll und nachhaltig ihr Leistungs- und Bettenangebot planen. Dies ist jedoch essenziell, um das wirtschaftliche Überleben zu sichern. Zudem kritisieren die Kliniken, dass sie keine finanzielle Unterstützung für die Gestaltung des Wandels erhalten, der durch die Krankenhausreform bewirkt werden soll.
Was können Kliniken tun, um sich auf die anstehenden Veränderungen einzustellen? Gibt es Dinge, die priorisiert erfolgen sollten?
Die Beschäftigung mit den anstehenden Veränderungen bindet derzeit in den Kliniken enorme Kräfte. Der einzige Weg, sich in irgendeiner Form auf die anstehenden Veränderungen einzustellen, ist, die möglichen Folgen für das eigene Haus zu antizipieren und mit Hilfe von Simulationen Gestaltungsalternativen zu bewerten. Dazu eigenen sich am besten die Bereiche, in denen Veränderungen derzeit relativ gut absehbar sind wie die Ambulantisierung, die Hybrid-DRG sowie der Abgleich des eigenen Leistungsangebots mit der Leistungsgruppensystematik, wie sie derzeit bereits in NRW der Krankenhausplanung zugrunde liegt. Nicht vergessen werden sollte, auch weiterhin das eigene Haus mit dem Leistungsangebot von anderen Krankenhäusern in der Nähe oder von niedergelassenen Ärzten abzugleichen.