Nationaler Qualitätskongress Gesundheit
mit Livestreams
 Sibylle Malinke

Sibylle Malinke

Wissenschaftliche Mitarbeiterin, Verband der Ersatzkassen e.V., Berlin

Sibylle Malinke ist Volkswirtin mit Studium an der LMU München. Sie ist seit 2001 beim Verband der Ersatzkassen tätig. Seit 2008 arbeitet sie als wissenschaftliche Mitarbeiterin im Kompetenzzentrum Medizin des vdek in der Abteilung Gesundheit. Sie setzt sich dort für die Verbesserung der Versorgung in der gesetzlichen Krankenversicherung ein und ist u.a. zuständig für die Themenfelder Patientensicherheit, Krebsfrüherkennung und die Weiterentwicklung der Psychotherapie. Die Unabhängige Patientenberatung Deutschland (UPD) begleitet sie als Mitglied des entsprechenden Beirats. Sie wirkt zudem in zahlreichen Gremien des Gemeinsamen Bundesausschuss (G-BA) mit und war bereits zweimal abgeordnet im Bundesministerium für Gesundheit.

 

 

Drei Fragen an Sibylle Malinke

Sepsis gilt als „unerkannter Notfall“. Jährlich sterben in Deutschland mindestens 85.000 Menschen an einer Sepsis, davon gilt der überwiegende Teil als vermeidbar. Wie lässt sich die Krankheit besser und schneller erkennen? 

Wichtig ist, dass jeder Sepsis „auf dem Schirm“ hat und die Anzeichen kennt – nicht nur Ärztinnen und Ärzte, Pflegefachpersonen sowie Rettungssanitäter:innen. Sepsis ist bis heute vielen Menschen nicht bekannt, das umgangssprachliche Wort Blutvergiftung haben sie schon einmal gehört und verbinden es nicht selten nur mit dem roten Strich am Arm. Das ist fatal. Aber auch in Krankenhäusern und Pflegeheimen, in der Notaufnahme und im Rettungsdienst sowie in der Arztpraxis werden die Anzeichen einer Sepsis zu oft übersehen und die erforderlichen Maßnahmen zu spät eingeleitet. Dadurch haben wir eine viel zu hohe Sterblichkeit in Deutschland. Und auch die Langzeitfolgen für die Überlenden sind enorm, etwa ein Drittel ist nach einer Sepsis neu pflegebedürftig. 


Deshalb haben Sie mit weiteren Partnern die Kampagne #DeutschlandErkenntSepsis gestartet?

Ja. Wir brauchen ein deutlich erhöhtes Bewusstsein in der gesamten Bevölkerung für die Anzeichen von Sepsis und die Erkrankung selbst – das erreicht man nur mit einer bundesweiten Kampagne. Andere Länder machen uns vor, dass man die Sterblichkeit an Sepsis durch Aufklärung und gezielte Qualitätssicherungsmaßnahmen deutlich senken kann, das muss auch unser Ziel in Deutschland sein. 


Was können Krankenhäuser und Patient:innen tun, um Sepsis frühzeitig zu erkennen? 

Etwa 80% der Sepsisfälle treten außerhalb des Krankenhauses auf. Daher brauchen wir informierte Patient:innen und Angehörige, die bei einem Verdacht auf Sepsis ganz klar kommunizieren, dass eine Infektion oder ein erhöhtes Risiko auf Sepsis vorhanden ist und Ärztinnen und Ärzten oder auch dem Rettungsdienst die Symptome schildern. Die Sepsis-Checkliste der Sepsis-Stiftung kann hier Orientierung und auch Hilfe sein. Alleine die Frage: „Könnte es Sepsis sein?“ kann bei einem Notfall oder auch im Krankenhaus oder Pflegeheim einen entscheidenden Unterschied machen. Besonders Angehörige merken oft zuerst dass etwas nicht stimmt und sollten sich hier nicht abwimmeln lassen.  
Auch während der Krankenhausbehandlung kann Sepsis auftreten. Natürlich ist ausreichend und gut geschultes Pflegepersonal entscheidend, um die Anzeichen zu erkennen. Das Modellprojekt Sepsisdialog an der Universitätsmedizin Greifswald hat gezeigt, dass zusätzlich z. B. eine spezielle Sepsis-Pflegekraft oder Rapid-Response Teams zu einer Qualitätsverbesserung führen können. Und auch die Schulung des medizinischen Personals auf allen Stationen und in allen Bereichen des Krankenhauses in der Früherkennung von Sepsis macht einen großen Unterschied. Zukünftig wird sicherlich auch die Umsetzung des vom IQTiG entwickelten QS-Verfahrens eine entscheidende Rolle spielen, hier muss noch der Beschluss des Gemeinsamen Bundesausschusses abgewartet werden.
 

 

17. Nationaler Qualitätskongress Gesundheit
Veranstaltungen mit Sibylle Malinke: