Nationaler Qualitätskongress Gesundheit
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 Ulrike Elsner
© axentis.de / Georg J. Lopata

Ulrike Elsner

Vorstandsvorsitzende, Verband der Ersatzkassen e.V., Berlin

  • Studium der Rechtswissenschaften an den Universitäten Augsburg und Freiburg, Referendariat in Berlin und Seattle
  • Seit Juli 2012 Vorstandsvorsitzende des Verbandes der Ersatzkassen e. V. (ehemals VdAK/AEV)
  • zuvor seit 2008 Leiterin der Abteilung Ambulante Versorgung und Vertreterin des Vorstandes
  • von 2004 bis 2008 Leiterin der VdAK/AEV-Landesvertretung Sachsen
  • 1994 bis 2004 Referatsleiterin Verträge in der der VdAK/AEV-Landesvertretung Berlin
  • Ehrenamtliche Richterin am Bundessozialgericht

 

Drei Fragen an Ulrike Elsner

Vorstandsvorsitzende, Verband der Ersatzkassen e. V. (vdek), Berlin

Die Bundesregierung hat den Entwurf zum Krankenhausversorgungsverbesserungsgesetz (KHVVG) im Mai gebilligt. Rückt das Ziel einer bedarfsgerechten Modernisierung der Krankenhauslandschaft damit näher?

Alle Akteure sind sich einig, dass eine Reform zur Modernisierung der Kliniklandschaft nötig ist. Doch leider erfüllt der nun vorgelegte Kabinettsentwurf bei weitem nicht unsere Erwartungen. Leistungsgruppen sind zwar ein guter Anfang für mehr Qualität und Effizienz in der Versorgung, hier braucht es aber mehr Verbindlichkeit für den Umsetzungsprozess. Die Reform muss von den Menschen und nicht von einem Existenzanspruch der Krankenhäuser her gedacht werden. Dazu gehört Spezialisierung und Konzentration ebenso wie eine Vernetzung in den ambulanten Bereich.

Kontraproduktiv, strukturkonservierend und teuer sind zudem die zahlreichen neuen Vergütungsregeln. Beim milliardenschweren Transformationsfonds kommt hinzu, dass die Finanzierung aus Beitragsmitteln der Versicherten und Arbeitgebern als verfassungswidrig eingestuft wird. Für eine echte Modernisierung der Krankenhauslandschaft wird es auf das weitere parlamentarische Verfahren ankommen. Wir wollen dies konstruktiv mit Vorschlägen begleiten.

Sie sind Partner des 18. Nationalen Qualitätskongress im November. Auf welche Themen freuen Sie sich, welche wollen Sie einbringen?

Der Qualitätskongress greift eine Reihe höchst relevanter Themen auf, mit denen wir uns als Ersatzkassen intensiv befassen. Ganz oben auf der Agenda steht für uns neben der Klinikreform die Stärkung der ambulanten Versorgung, vor allem in strukturschwachen Regionen, und ebenso der sektorenübergreifenden Versorgung. Erst kürzlich haben wir zwei Pilotprojekte zu unserem Konzept der Regionalen Gesundheitszentren (RGZ) in ländlichen Regionen Niedersachsens und Nordrhein-Westfalens gestartet. Dabei erproben wir neue Konzepte der Delegation ärztlicher Leistungen, bieten den Versicherten mehr Koordinierung und Beratung und stärken die Möglichkeiten der Telemedizin, alles unter einem Dach. Wir beteiligen uns außerdem am Forum „Patientenperspektive und Patientensicherung“. Hier werden wir unsere ersten Erkenntnisse zu unserem neuen barrierefreien Patientenmeldesystem „mehr-patientensicherheit.de“ einbringen. Alle Patientinnen und Patienten können hier seit Februar dieses Jahres über Fehler und auch „Beinahe-Fehler“ in ihrer Gesundheitsversorgung anonym berichten. Gespannt sind wir auch auf den Bericht des Institutes für Qualitätssicherung und Transparenz im Gesundheitswesen (IQTIG), der über die aktuellen Entwicklungen der bundesweiten Patientenbefragungen im Rahmen der gesetzlich vorgegebenen Qualitätssicherung berichten wird.

Der Kongress steht unter dem Motto „Für ein resilientes Gesundheitswesen“. Wo sehen Sie die zentralen Stellschrauben?

Das Thema „Klima und Gesundheit“ wird eine zunehmend wichtige Rolle spielen. Einerseits muss sich das Gesundheitssystem zunehmend auf die gesundheitlichen Folgen des Klimawandels für die Versorgung wie Hitzewellen einstellen, andererseits trägt das System selbst mit 5,2 Prozent signifikant zum CO2-Ausstoß bei. Der wichtige Nachhaltigkeitsgedanke muss für die handelnden Akteure im Gesundheitswesen eine Selbstverständlichkeit werden und darf nicht mit immer mehr Rufen nach zusätzlichen finanziellen Mitteln abgetan werden. Wir nehmen uns dabei auch selbst in die Pflicht. Das ist auch der Grund, warum sich die Ersatzkassen verpflichtet haben, bis spätestens 2030 klimaneutral zu arbeiten.

Und natürlich müssen wir auch auf den zunehmenden Fachkräftemangel bei den Heilberufen insgesamt und bei den Pflegefachkräften im Besonderen reagieren. Hier können Digitalisierung und Prozessoptimierung entlasten. Auch wollen wir uns beteiligen, Berufsbilder möglichst attraktiv weiterzuentwickeln - dazu gehören mehr Vertrauen in und zusätzliche Kompetenzen für die sehr gut ausgebildeten Pflegerinnen und Pfleger.

18. Nationaler Qualitätskongress Gesundheit
Veranstaltungen mit Ulrike Elsner: